Chronik des „Kleiner Ratskeller“


Göttingens älteste Gaststätte
Das Haus, das seit über 250 Jahren den historischen und wohlbekannten „Kleinen Ratskeller“ beherbergt, besitzt eine sehr viel längere Geschichte. Im Schoßregister von 1412 wird das Haus an der Ecke der heutigen Jüden- und Speckstrasse erstmals erwähnt. Es wird als gelegen an der „PLATEA EX OPPOSITO ST. JACOBI“ (Straße gegenüber St. Jacobi) bezeichnet. 1430 wird es dann als „Boda“ (Bude) im Register geführt. Historiker vermuten, dass zwischen 1519 und 1530 diese „Bude“ mit dem nördlich anschließenden Bau zu dem heutigen Haus Jüdenstraße 30 verschmolz. In den Schoß-Tabellen um 1700 ist bereits ausgewiesen, dass das Haus als „Brauhaus zweiter Klasse“ zu gelten habe. 1738 schließlich eröffnete der damalige Eigentümer Christoph Riem einen „Brantweinschank“, und am 13. September 1858 erwarb der Schankwirt Jacob Apel das Haus zum Preise von 1700 Talern in Gold. In der Conzessions-Gebung“aus dieser Zeit heißt es:

„In Folge dieser Concession ist derselbe befugt:
Gäste zu setzen, sowie Branntweine und Liqueure in Quantitäten unter 1 Stübchen, Rum unter 1 Anker, Arrac und Cocnac unter ½ Anker, Rheinischen und Französischen Brantwein unter ½ Ohm zu verkaufen und Bier zu verkaufen.“

Unter der Leitung von Jacop Apel und Phillipine Wenig gedieh die so genannte „Apelsche Gastwirtschaft“ (im Volksmund „das scharfe Eck“) schnell. Als die älteste Tochter des Hauses sich 1880 mit dem Rathskellerwirt vermählte, entstand der Spitzname „Kleiner Ratskeller“. Die Nachfahren von Jacop und Philipine, Marie Apel und Heinrich Brieke, führten das Geschäft außerordentlich erfolgreich bis zum Jahre 1930.
Deren Sohn und seiner Frau gelang es unter großen Mühen, den Schankbetrieb auch in den Wirren und Ängsten des Zweiten Weltkrieges bis 1942 aufrecht zu erhalten. Von 1942 bis 1945 war der Kleine Ratskeller geschlossen. Die damalige Wirtin Apel-Brieke war während der letzten Kriegsjahre zu Arbeitseinsätzen verpflichtet. In dieser Zeit hatte das „Deutsche Theater Göttingen“ seinen Fundus im „Kleinen Ratskeller“ eingelagert.
1945 wurde der „Kleine Ratskeller“ wieder eröffnet. Die Anstrengungen von Apel-Brieke wurden belohnt: Der „Kleine Ratskeller“ erlebte in der Filmstadt Göttingen der Fünfziger Jahre eine glorreiche Renaissance.
Das Haus wird heute noch von direkten Nachfahren im Sinne der Vorfahren geführt. Tradition, Lebendigkeit und der heutige Zeitgeist verbinden sich hier zu einem zeitlosen Charme. So ist der „Kleine Ratskeller“ wieder und immer noch ein echter Treffpunkt in der Stadtmitte Göttingens. Gingen hier in den früheren Jahren die Professoren der Universität, der Student Bismarck oder der skurrile Wettermacher „Flunkerkies“ ein und aus, löschten hier Filmstars wie Heinz Erhardt, Rudolf Platte, O.W. Fischer, Ruth Leuwerik und Walter Giller nach langen Drehtagen ihren Durst, so finden sich auch heute noch Schauspieler, Musiker und Künstler, wie auch Studenten, Beamte und bisweilen Systemanalytiker, Rentner und Produktmanager gern zu später Stunde, gelangweilt von Neon und Disco anderer Betriebe, für einen oder mehrere frisch gezapfte Biere hier ein. Sie alle suchen, finden und genießen die gediegene Geborgenheit. Der „Kleine Ratskeller“ hat sich wenig verändert.

Er war, ist und wird auch nach der schwierigen
Pandemie ein Stück „ehrliches, altes Göttingen...“ sein